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Agil(e Methode)

cplace Glossar

Agil(e Methode) in der Softwareentwicklung

Agile Methoden

Agil heißt zunächst (aus dem lat. agilis) flink oder beweglich. Agilität wird im Unternehmenskontext als Fähigkeit von Teams definiert, schnell und flexibel auf neue (sich immer wieder verändernde) Umstände zu reagieren. In der Softwareentwicklung wird „agil“ als Überbegriff für unterschiedliche agile Methoden (oder Frameworks) verstanden, die das gemeinsame Ziel haben, den administrativen Aufwand zu mindern und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Auf Unternehmensebene zeichnen folgende Attribute eine agile Organisation aus: anpassungsfähig, gestaltungsfähig, innovationsfähig und lernend. Auf veränderte Umstände und unvorhergesehene Ereignisse schnell, aktiv und flexibel reagieren zu können, bedeutet demnach für ein Unternehmen oder ein Team, agil zu sein.

Die agile Arbeitsweise zeichnet sich des Weiteren durch Selbstorganisation, sowie eine iterative und inkrementelle Vorgehensweise aus. Das Ziel soll mit möglichst geringer Vorplanung und möglichst wenigen Regeln erreicht werden. Auf Änderungen soll schnell reagiert werden, ohne dabei das Risiko für Fehler zu erhöhen.

Die spezifischen Ansätze, die darauf abzielen, die agilen Prinzipien in den Arbeitsalltag umzusetzen, werden Agile Methoden genannt. Die wohl bekannteste Agile Methode ist Scrum – im Laufe des Artikels stellen wir die zentralen Agilen Methoden vor.

Merkmale von Agilen Methoden

1. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Mit Agilen Methoden können sich schnell ändernde Anforderungen gemeistert werden.

2. Kundenorientierung: Die für Agile Methoden typische Feedbackschleifen sorgen dafür, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Stakeholder und Kunden immer wieder in das Projekt einfließen.

3. Kontinuierliche und schrittweise Entwicklung: Produkte werden mithilfe der Agilen Methoden innerhalb von kurzen und sich wiederholenden Zyklen entwickelt. Das Ergebnis wird jedes Mal getestet, sodass mögliche Fehler schnell entdeckt werden.

4. Zusammenarbeit: Ein ausschlaggebendes Merkmal ist die Zusammenarbeit von Teams. In regelmäßigen Meetings werden Fortschritte, Probleme geteilt und es wird gemeinsam an Lösungen gearbeitet. Die Teams arbeiten selbständig und selbstorganisiert.

5. Transparenz: Die Agilen Methoden fördern eine offene Kommunikation, die durch spezifische Tools (bspw. Kanban Boards) unterstützt wird. Jeder kann den Projektfortschritt verfolgen und Probleme können dadurch schneller identifiziert und behoben werden.

Übersicht über wichtige Agile Methoden im Projektmanagement

Es gibt viele und teilweise sehr unterschiedliche Agile Methoden im Projektmanagement. Im Folgenden werden die wichtigsten Methoden vorgestellt:

1. Scrum

Scrum ist ein agiles Projektmanagement-Framework, das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Mittlerweile hat es auch in vielen anderen Branchen an Beliebtheit gewonnen und wird für sehr unterschiedliche Projekte eingesetzt. Scrum basiert auf dem Agilen Manifest und beinhaltet kurze Sprints und Feedbackeinbindung. Die Methode unterstützt demnach eine agile, schrittweise und sich wiederholende Herangehensweise mit kurzen Iterationen und flachen Hierarchien. Es werden spezifische Rollen, Ereignisse und Arbeitsgegenstände innerhalb des Frameworks festgelegt.

 

Elemente von Scrum:

  • Sprint Planning: Zu Beginn eines Sprints legt jedes Team-Mitglied fest, welche Elemente aus dem Backlog es umsetzen wird (Sprint Poker).
  • Sprints: Fest definierte Arbeitseinheiten (häufig zwei bis vierwöchig) -> am Ende werden Ergebnisse präsentiert.
  • Daily Standup Meetings: Diese finden einmal pro Tag statt und dauern ca. 15 Minuten. Sie dienen dem Austausch und beinhalten meist ein Update, was an dem Tag ansteht.
  • Sprint Review: Ergebnispräsentation am Ende eines Sprints.
  • Sprint- Retroperspektive: Diese finden immer am Ende eines Sprints statt und es wird besprochen, was gut oder schlecht lief.

 

Rollen in Scrum:

Ein Team in Scrum besteht in der Regel aus maximal 10 Personen und es gibt innerhalb dieser Teams drei festgelegte Rollen:

  • Product Owner: Die Hauptverantwortung des Product Owners ist es, den Produktwert zu maximieren. Außerdem trägt er die Verantwortung, die Geschäfts- Kunden- und Marktanforderungen zu analysieren und ist für das Product Backlog zuständig. Diese Rolle ist die einzige Verbindung zwischen Entwicklungsteam und Auftraggeber. In herkömmlichen Organisationen heißt die Rolle Produktmanager.
  • Scrum Master: Der Scrum Master schafft optimale Arbeitsbedingungen und unterstützt die Selbstorganisation der Teams. Die Verantwortung liegt demnach in der Verbesserung des Teamumfeldes und der Arbeitsweisen. Überdies hinaus leitet der Scrum Master die täglichen Standup Meetings, sowie Sprint Planung, Review und Retroperspektive.
  • Scrum Team: Das Entwicklungsteam ist für die Umsetzung und Qualität verantwortlich und setzt das Produkt im Einklang mit den Anforderungen des Product Backlogs um.

2. Kanban

Die agile Methode Kanban hat ihren Ursprung in der japanischen Automobilindustrie. Kanban ist ein simpleres agiles Framework, das auf visuellen Boards basiert und Aufgaben in Form von Karten repräsentiert. In den Kanban Boards gibt es verschiedene Spalten, wie bspw. „In Bearbeitung“ und „Abgeschlossen“. Die Karten können innerhalb des Boards verschoben werden. Dabei werden die Karten jeweils von den im Prozess nachfolgenden Einheiten gezogen (Pull Prinzip) und nicht ihnen zugeschoben. Es dürfen pro Bearbeitungsinstanz nur eine vorher definierte Zahl an Aufgaben platziert sein (Work-in-Progress-Limits). Mithilfe von diesem flexiblen Ansatz können Aufgaben effizient abgearbeitet werden. Der Projektfortschritt ist jederzeit für alle Mitarbeitenden sichtbar und übersichtlich dargestellt.
Im Vergleich zu anderen Agilen Methoden spielt bei Kanban ein kontinuierlicher Arbeitsfluss eine bedeutende Rolle (im Gegensatz zu Iterationen). Mithilfe dieser Agilen Methode kann die Visualisierung des Arbeitsflusses verbessert werden. Die Boards fördern Transparenz, was wiederum hilft, Engpässe frühzeitig zu erkennen und Überlastungen zu verhindern. Somit kann die Produktivität verbessert werden und der Prozess wird beschleunigt.

Elemente eines Kanban Boards:

  • Kanban Karten: Auf den Karten werden die spezifischen Aufgaben und Aktivitäten dokumentiert und auf dem Board dementsprechend platziert. Die Verwendung von verschiedenen Farben kann zusätzlich helfen, die Prioritäten oder den Status der Aufgabe zu verdeutlichen.
  • Kanban Spalten: Die verschiedenen Etappen im Arbeitsablauf (bspw. To Do, in Bearbeitung, Überprüfung) werden anhand der verschiedenen Spalten visualisiert. Jeder Arbeitsprozess benötigt eine eigene Spalte und die Karten durchlaufen diese Phasen sequenziell.
  • Kanban Swimlanes: Mithilfe von diesen horizontalen Bahnen können verschiedene Aufgaben strukturiert werden und ggf. visuell zwischen den Teams unterschieden werden.
  • Work-in-Progress-Limits (WIP-Limits): Die Anzahl an Aufgaben wird begrenzt, um Überlastungen vermeiden zu können. Dadurch können sich Teams auf die aktuell wichtigen Aufgaben fokussieren.
  • Pull Prinzip: Die Arbeit wird nicht zugewiesen (Push Prinzip), sondern die Teams ziehen sich Aufgaben, je nachdem, ob sie über Kapazitäten verfügen. Der Arbeitsfluss wird demnach selbstorganisiert geregelt.

 

3. Lean

Das Prinzip des „Lean Managements“ beschreibt Ansätze, die mehr darauf abzielen, die Prozesse und Organisationen schlank zu halten. Diese werden demnach auf ein Minimum reduziert, um effektiver anpassbar zu sein und um unnötige Hindernisse und langsame Arbeitsprozesse für Mitarbeiter oder Unternehmen zu vermeiden. Mit der Lean-Methode wird der Fokus auf die wesentlichen Arbeitsprozesse gelegt. Das Hauptziel dieser Methode ist es, dass die Wertschöpfung erreicht wird, ohne Ressourcenverschwendung. Demnach sollte der maximale Nutzen für den Kunden mithilfe von möglichst wenig Ressourcen (Personal, Kosten, Zeit) erreicht werden. Hierbei spielt der Kunde eine wichtige Rolle und wird stets eingebunden.
Die Lean Methode basiert demnach auf zwei zentralen Aspekten: Kostenreduzierung und Kundenorientierung. Die fünf grundlegenden Prinzipien des Lean-Managements sind folgende:

  • Kundenfokus: In dieser Methode spielt, wie zuvor erwähnt, die Kundenperspektive eine wichtige Rolle. Demnach müssen die konkreten Mehrwerte identifiziert und analysiert werden, was für den Kunden wertvoll ist.
  • Identifikation des Wertstroms: Der gesamte Prozess sollte analysiert werden und alle Verschwendungen beseitigt werden, um einen effizienten Wertstrom gewährleisten zu können.
  • Verbesserung des Arbeitsflusses: Der Arbeitsfluss sollte kontinuierlich optimiert werden, um Verschwendungen zu vermeiden.
  • Pull Prinzip: Auch hier greift das Pull Prinzip, da Aufgaben nach der Nachfrage koordiniert und abgearbeitet werden. Hier spielen die Kundenbedürfnisse ebenfalls eine große Rolle.
  • Kontinuierliche Verbesserungen: Bei dem Lean-Management Ansatz handelt es sich um einen iterativen Prozess. Demnach sollte kontinuierlich an Verbesserungen und Anpassungen gearbeitet werden.

 

4. Design Thinking

Die Design Thinking Methode fördert die kreative Problemlösung und innovative Ideen und dient somit auch als Lösung für komplexere Probleme. Sie wird vor allem während des Ideenfindungsprozesses angewendet oder um Lösungen für bestimmte Herausforderungen zu finden. Auch wenn die Design Sprints eher im Workshopformat abgehalten werden, zählt Design Thinking zu einer der wichtigsten Agilen Methoden.

Ablauf und Elemente von Design Thinking:

Ein typischer Design Sprint dauert für gewöhnlich fünf Tage und ist in einer Iteration abgeschlossen. Ein interdisziplinäres Team durchläuft während des Design Sprints folgende sechs Schritte:

 1.  Aufbau von Verständnis: Im ersten Schritt sollten zunächst die Herausforderungen verstanden und definiert werden.

2. Nutzerbeobachtung: Die Nutzer werden beobachtet und in ersten Interviews kennengelernt. Die Kundenprioritäten sollten analysiert und verstanden werden.

3. Definition des Standpunktes: Aufgrund der Beobachtungen kann nun ein Standpunkt und konzeptioneller Rahmen definiert werden.

4. Brainstorming: Während dieses Schrittes werden Ideen gesammelt und skizziert, die zu einer Lösung des Problems führen können.

5. Modellierung (Prototyp): Für die besten Ideen werden Prototypen erstellt.

6. Testen: Mithilfe der Kunden werden die Prototypen getestet und Feedback wird eingeholt.

Dieser Prozess wird so lange durchlaufen, bis eine passende Lösung gefunden ist. Design Thinking basiert demnach auf Iteration, teamübergreifende Zusammenarbeit und schneller Anpassungsfähigkeit.

Gründe, wieso Unternehmen agile Methoden einsetzen sollten

In der heutigen Arbeitswelt sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidende Faktoren, wenn es darum geht, langfristig Erfolg zu haben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Agile Methoden geben Unternehmen die Möglichkeit, gemeinsam auf klar vorgegebene Ziele hinzuarbeiten. Außerdem stehen die Kundenbedürfnisse im Vordergrund und auf unvorhersehbare Veränderungen kann schneller reagiert werden. Somit können einige Probleme schon frühzeitig erkannt und behoben werden. Mithilfe von Feedbackschleifen wird die Rückmeldung der Kunden schneller umgesetzt und führt zu qualitativ besseren Produkten/ Dienstleistungen. Überdies hinaus werden wichtige Erfolgsfaktoren wie eine offene Kommunikation, Selbstorganisation und Transparenz durch die Agilen Methoden besonders gefördert.

Gesteigerte Effektivität mit Agilen Methoden

Vorteile von Agilen Methoden

  • Flexibilität
  • Kundenfokus
  • Erhöhte Qualität
  • Transparente Kommunikation
  • Sichtbarkeit von Fortschritten
  • Selbständigkeit und Eigenverantwortung
  • Effizientere Ressourcennutzung (auch in Bezug auf Zeit)

Übersicht Agile Techniken

Neben den Agilen Methoden gibt es auch bestimmte Agile Techniken, die einzeln und unabhängig eingesetzt werden können. Diese dienen dazu, die agilen Werte und Prinzipien umzusetzen und können als konkrete Praktiken verstanden werden. Im Folgenden werden einige Beispiele aufgezählt:

  • Daily Stand Up Meeting: Kurze tägliche Besprechung, bei der im Team kurz über die aktuellen Aufgaben, Fortschritte und Probleme gesprochen wird.
  • User Stories: Die Anforderungen werden als Erwartungshaltung aus Sicht des Benutzers in Alltagssprache formuliert. Damit grenzen sie sich klar von technischen Spezifizierungen ab.
  • Story Mapping: Mithilfe von Story Mapping können User Stories visualisiert werden.
  • Task Boards: Sie stellen eine Übersicht über alle aktuellen Aufgaben dar und können in Spalten (bspw. In Bearbeitung / Abgeschlossen) eingeteilt werden.
  • Burn-Down Charts: Der Projektfortschritt kann mithilfe von Burn-Down Charts über einen bestimmten Zeitraum dargestellt werden.

Agile Methoden im Unternehmenskontext: Wie die passenden Ansätze und Techniken gefunden werden können

Agile Methoden sind nicht immer in ihrer Reinform anwendbar. Daher ist es wichtig, sich zunächst mit dem Projekt auseinanderzusetzen und die Frage zu beantworten, ob die Anwendung agiler Ansätze Sinn macht und welche Methode den größten Mehrwert bietet. Diese Schritte sollten befolgt werden, um die passende Methode zu finden:

1. Überprüfen der Unternehmenskultur:

Zuerst sollte die eigene Unternehmenskultur evaluiert und überprüft werden, ob und in welchem Maß agiles Arbeiten überhaupt umsetzbar ist. Hierbei spielen die Visionen, Unternehmenswerte und Missionen eine wichtige Rolle. Beispielsweise ist es notwendig, dass offen mit Feedback umgegangen wird und Freiraum für das selbstständige Arbeiten des Teams gewährleistet werden kann. Dies und vieles mehr sind wichtige Voraussetzungen, damit die Umsetzung und Anwendung Agiler Methoden überhaupt erst funktioniert.

2. Problemidentifikation:

Um die passende Agile Methode zu finden, sollten vorab die zu lösenden Probleme analysiert werden und welchen Nutzen aus dem agilen Arbeiten generiert werden soll. Durch die Problemidentifikation kann besser eingeschätzt werden, welche Methode am effektivsten ist, um die Geschäftsziele zu erreichen.

3. Verständnis für die Anforderungen:

Bevor Agile Methoden in den Arbeitsalltag integriert werden, ist es notwendig, das Konzept der jeweiligen Methoden gut zu verstehen und sich mit den Anforderungen des Unternehmens auseinanderzusetzen. So kann sichergestellt werden, dass die Arbeitsweise zu dem Unternehmen und den Zielen passt und dadurch kann eine erfolgreiche und effektive Integration in den Arbeitsalltag ermöglicht werden.

4. Kontinuierliche Verbesserungen:

Die ausgewählte Methode muss gut in den Arbeitsalltag integriert werden und konsequent angewendet werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Außerdem ist es wichtig, die bestimmten Richtlinien auch dementsprechend einzuhalten. In Scrum bspw. gibt es eine klare Rollenverteilung und wiederkehrende Events. Die Agilen Methoden basieren auf dem Konzept der kontinuierlichen Verbesserung, das heißt, dass die Prozesse oftmals Zeit brauchen, bis sie reibungslos funktionieren und stets optimiert und kontrolliert werden müssen.

Fazit

Im Unternehmenskontext bieten Agile Methoden eine flexible und dynamische Herangehensweise, die es ermöglicht, schnell auf sich verändernde Anforderungen reagieren zu können. Mit einer iterativen Entwicklung, die geprägt ist von kontinuierlichen Anpassungen können Projekte effizienter umgesetzt werden. Außerdem fördern Agile Methoden die Kundenzufriedenheit und somit die Wettbewerbsfähigkeit. Ein wichtiger Erfolgsfaktor beim Einsatz Agiler Methoden ist, dass die Unternehmen sich vorab mit den Projektzielen und -anforderungen beschäftigen, um die passende Agile Methode zu implementieren.

Gesteigerte Effektivität mit Agilen Methoden

Verwandte Begriffe: Agiles Manifest, Agiles ProjektmanagementKanbanScrum